Großeinsatz der Hilfsorganisationen geht nach 22 Stunden zu Ende – Materialschlacht auf allen Ebenen
Als am Donnerstagmorgen die Sirenen rund um Ruprechtsberg (Lkr. Landshut) heulten war noch niemandem bewusst, welch ein Personal- und Materialintensiver Einsatz sich über die kommenden Stunden hinziehen wird. Die Integrierte Leitstelle in Essenbach alarmierte zunächst die Feuerwehren aus Ruprechtsberg, Velden/Vils, Vilslern, Eberspoint und Pauluszell nach Mariaberg zu einem Industriebetrieb. Dort stand ein ca. 15 Meter hohes Spänesilo in Flammen. Unterstützt wurden die Ehrenamtlichen von der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung, dem Gerätewagen Atemschutz sowie der Drohnengruppe Landshut Land und zahlreichen Vertretern der Kreisbrandinspektion.
Zunächst wurde eine Löschwasserversorgung aus der nahen Vils von den Feuerwehren aus Eberspoint und Ruprechtsberg zum Brandort errichtet. Unter Atemschutz wurde der Siloturm mittels Wärmebildkamera näher untersucht und ein Glutnest in der Silomitte festgestellt. Da das ausleeren des Silos aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nur über eine Revisionsklappe in rund 5 Metern Höhe möglich war, wurde ein Sauggebläse der Freiwilligen Feuerwehr Vilsbiburg nachgefordert. Parallel entschied man sich dazu ein Saugbaggerunternehmen zu beauftragen, welches sich um die Entleerung des Silos kümmern sollte. Die Drohnengruppe stellte der Einsatzleitung dabei ein Luftbild zur Verfügung. Am Einsatzleitwagen der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung wurden regelmäßig Lagebesprechungen abgehalten.
Während das Sauggebläse der Feuerwehr seine Arbeit aufnahm, kam das Fachunternehmen zu der Entscheidung den Saugbagger aufgrund des fortgeschrittenen Brandstadiums nicht einzusetzen. Somit blieb lediglich die Option, das gesamte Silo, welches mit 200-250 Kubikmeter Hackschnitzeln und Sägespäne gefüllt war, händisch auszuräumen. Hierfür wurde auch die Freiwillige Feuerwehr Moosen/Vils hinzugezogen. Auf das Heizmaterial wurde ein Schaumteppich gelegt um einer Durchzündung vorzubeugen. Als man sich gegen Mittag dazu entschied, das verbaute Rührwerk kurzzeitig einzuschalten um das Material weiter zu lockern, kam es dann zu einer Durchzündung des Siloturms, welche von der Feuerwehr unter Atemschutz gelöscht wurde. Ein Feuerwehrmann wurde hierbei verletzt und wurde vom Rettungsdienst in eine Klinik eingeliefert, wo er kurze Zeit später wieder entlassen werden konnte.
Im weiterein Verlauf wurde der Fachberater des Technischen Hilfswerks Ergolding hinzugerufen, da das Silo nur einseitig entleert werden konnte. Nach einer Erkundung entschied sich das Technische Hilfswerk eine zweite Öffnung unter Beachtung der Statik in das Silo zu schneiden um das Entleeren zu beschleunigen. Dazu wurde mittels Trennschleifer ein weiteres Loch in die Außenhaut des Silos geschnitten und herausgestemmt. Bäume welche sich im Weg befanden wurde kurzum gefällt und beiseite geschafft. Im weiteren Verlauf wurde das Silo über beide Öffnungen restlos entleert. Im Laufe der Nacht unterstützten dabei noch die Feuerwehren aus Bodenkirchen und Altfraunhofen bei der schweißtreibenden und zeitintensiven Arbeit.
Da die Arbeiten teils unter Atemschutz ausgeführt werden mussten, kam es zu einer regelrechten Materialschlacht. Alle Atemschutzgeräte des Gerätewagens Atemschutz der Feuerwehr Ahrain wurden dabei benötigt. Auch auf Pressluftatmer der eingesetzten Wehren musste zurückgegriffen werden. Schutzanzüge müssen im Nachgang nun chemisch gereinigt oder neu beschafft werden.
Die rettungsdienstliche Absicherung übernahmen mehrere Rettungswägen, ein Notarzt sowie der Einsatzleiter Rettungsdienst. Während der Löscharbeiten galt es zwei verletzte Feuerwehrmänner zu versorgen. Der Malteser Hilfsdienst aus Velden/Vils kümmerte sich während des 22 stündigen Einsatzes um die Verpflegung der über 150 Einsatzkräfte. Die Notfallseelsorge Landshut Süd war ebenfalls vor Ort und stand den Eigentümern zur Seite.
Die Ermittlungen zur Brandursache führt nun die Polizeiinspektion Vilsbiburg.
Was nun bleibt ist ein Haufen Arbeit für die Feuerwehren und Hilfsorganisationen: Die Reinigung der Gerätschaften, das Waschen der Einsatzkleidungen und die wieder Herstellung der Einsatzbereitschaft. Und vor allem muss viel Schlaf nachgeholt und Kraft aufgetankt werden.
Text und Fotos: Pressefotografie24 – Dominik Götz